Zurück aus Kambodscha

Hallo Zusammen,

wie erzählt man von einer völlig fremden Kultur mit ganz anderen Sitten und Bräuchen, anderen Lebensmitteln und Einkaufsmöglichkeiten, anderen Jahreszeiten und Temperaturen? Insbesondere, wenn das Ganze dann noch anschaulich und verständlich sein soll.

Am Sonntagabend, den 6. September, würde ich super gerne allen die Lust haben und interessiert sind von meinem Auslandsjahr in Kambodscha berichten und hoffe genau das zu erreichen: Dir/Euch anschaulich und verständlich erzählen, was ich warum, wo, und wie getan habe.

Also würde ich mich wirklich sehr freuen, dich/euch um 18.30 Uhr in der Stifterstraße 18-20, 41379 Brüggen-Bracht, im Gemeindesaal der EFG begrüßen zu dürfen.

Liebe Grüße,

Sammy

Es ist soweit…

…ich komme nach Hause.

Nach fast 11 Monaten in Kambodscha trete ich heute meine Heimreise an. Ich muss zugeben, ich bin sehr aufgeregt. Die letzte Nacht war kurz, weil irgendwann so viele Gedanken durch meinen Kopf schossen, dass ich nicht mehr schlafen konnte.

Ich nehme viele wertvolle Erfahrungen, Eindrücke und Erlebnisse mit und wünsche mir diese gut in meinen Alltag in Deutschland transferieren zu können.

Ich danke Gott, dass ich dieses Freiwilligenjahr in Kambodscha machen konnte, denn es hat mich einiges gelehrt über mich, die Kambodschaner, die Kultur. Aber auch über Gott und meine Beziehung zu ihm.

Fazit: Wahnsinn!

v.l.n.r: Madita, Anne, Pete, Josia, Samuel
Mein Team in Kambodscha, das Team der Allianz-Mission, v.l.n.r: Madita, Anne, Pete, Josia, Samuel

Ein Ende naht

Und irgendwie kommt das Ende auf einmal doch viel zu schnell. Bisher waren meine Gedanken immer, boah jetzt sind es noch 6 Monate, jetzt noch 5 Monate, jetzt noch 4 Monate, die Zeit vergeht echt schnell, aber ich habe ja auch noch Zeit bis zum Ende. An Abschied habe ich also ganz ganz lange Zeit keine Gedanken verschwendet. Und nun verlasse ich mein Übergangsheimatdorf Srae Ambel, schon in anderthalb Wochen, um dann noch einmal drei Tage in der Hauptstadt zu weilen, von wo aus ich in zwei Wochen in den Flieger steige.

Letzte Woche ist bereits Marc, mein Mitfreiwilliger, abgereist. Da wirkte mein Abschied noch weit weg und ich war froh, dass ich noch nicht „Auf Wiedersehen“ sagen musste. Wobei ich auch eher „Tschüss“ sagen müsste, weil wer weiß schon, ob es auf dieser Welt noch einmal ein Wiedersehen gibt. Nun aber, nur eine Woche später stehe ich davor Abschied nehmen zu müssen. Das Problem ist, ich mag Abschiede nicht. Zumindest solche nicht, wo man Menschen erst einmal auf längere Zeit „Tschüss“ sagen muss. Das stellt irgendwie eine Hürde für mich da und ich bin echt erleichtert, wenn ich das dann geschafft habe. Trotz dessen, dass es absolut nicht zu meinen Lieblingstätigkeiten zählt „Tschüss“ zu sagen ist es mir dennoch wichtig das zu tun. Anderenfalls würde mir auch was fehlen. Ich habe hier vor Ort ja jetzt auch ein Jahr lang in Beziehungen investiert. Hinzu habe ich meine Mitmenschen hier ja auch unglaublich lieb gewonnen. Den Leuten mit Abstand zu begegnen, um dann einen einfachen Abschied zu haben, stellt definitiv auch keine Option dar. Also beginne ich Leuten gerne zu begegnen und sie in mein Herz zu schließen, was gleichzeitig bedeutet, dass das Loslassen umso schwieriger wird. Verzwickter Kreislauf.

 

Teacher Sam

Nachdem der Direktor der örtlichen Grundschule uns darum bat, Englischunterricht an der Schule zu geben und wir ausreichend Platz im Terminkalender geschaffen haben, sind wir nun seit Anfang Juni als „Teacher Anne“, „Teacher Marc“ und „Teacher Sam“ an der Schule tätig.

Abhängig davon, ob wir in der 3., 4., 5. oder 6. Klasse (Die Grundschule geht hier von der 1. – 6. Klasse) unterrichten, warten mal 30, mal 40 oder auch schon mal über 50 Schüler auf uns. Um kleinere Klassen zu bilden, bräuchte man Lehrer, die sind aber nicht vorhanden. Der Direktor berichtet uns, dass er für das kommende Schuljahr zwei weitere Lehrer beantragt hat, aber er weiß nicht, ob dem Antrag statt gegeben wird. In Deutschland würden die Eltern wohl auf die Barrikaden gehen, wenn ihr Kind in solch großen Klassen unterrichtet werden würde. Denn Bildung gilt ja, in meinen Augen auch zu Recht, als hohes Gut, dass man seinem Kind ja ermöglichen will. Und in einer Schulklasse sinkt mit steigender Quantität der Schüler wohl eher die Qualität des Unterrichtes. Hier aber sind die Eltern entweder froh, dass ihre Kinder überhaupt etwas Bildung bekommen, oder aber, dass die Eltern wenigstens ein paar Stunden Ruhe zu Hause haben. Unabhängig davon bringen die Kinder selber zumindest zum Englischunterricht meist eine gute Motivation zum Lernen mit. Wobei auch diese mit zunehmendem Alter geringfügig abnimmt. Mag aber auch daran liegen, dass der ein oder andere auch nach der 6. Klasse seine Schullaufbahn beendet. Offiziell besteht zwar Schulpflicht, die aber nur bedingt effektiv ist, wenn diese niemand kontrolliert. Die Verantwortung liegt da wohl bei den Eltern und wenn die nach 6 Schuljahren meinen ihr Kind habe genug gelernt und kann jetzt mit auf dem Feld arbeiten, dann war’s das mit Schule. Dies trifft aber sicher nur vereinzelt zu.

So unterrichten wir meist wissbegierige Schüler in weißen Hemden oder Blusen und schwarzen Hosen bzw. Röcken. Sie sind in ein und derselben Klasse und haben dennoch einen Altersunterschied von bis zu 5 Jahren, weil der eine halt erst im Alter von 10 und der andere im Alter von 5 eingeschult wird. Sie sitzen an ihren Sitzbänken, mal alleine, mal zu zweit und auch schon mal zu dritt, wenn sonst kein Platz mehr da ist. Sie erheben sich, wenn wir den Klassenraum betreten oder verlassen oder wenn sie dran genommen werden und was sagen. Wenn wir sie bitten sich zu setzen, heißt es „Thank you teacher“. Die Schulbildung mag dürftig sein, was die Schüler aber zu lernen scheinen, ist ein respektvoller Umgang gegenüber Autoritätspersonen.

Eine Unterrichtsstunde pro Woche unterrichten wir die jeweiligen Klassen. Manche Unterrichtsmethode, wie etwa, dass einzelne Schüler dran genommen werden, dass es Arbeitsblätter gibt, dass wir Rollenspiele machen, dass wir mal singen, aber auch, dass wir den Schülern nicht alles vorgeben, sondern sie auch mal selbstständig arbeiten müssen, scheint den Schülern fremd. Auch Hausaufgaben scheinen eine Neuheit zu sein, die wir den Kindern aber in dossierter Form zumuten. Nach ein paar Erklärungen klappen die unterschiedlichen Aufgaben meistens aber echt gut. Bis auf die Hausaufgaben, die scheinen noch Probleme zu bereiten, aber das mag ja nicht unbedingt mit mangelndem Verständnis zu tun haben. Viele Unterrichtsmethoden sind auf Grund der kulturellen Unterschiede und dem differenzierten Lerngewohnheiten, für uns auch ein Experiment. Wir lernen also nun auch erstmalig, was mit den Schülern möglich ist und was nicht und was in Zukunft umsetzbar zu sein scheint.

Übrigens bekommen wir zu unseren Unterrichtsstunden immer einen kalten Drink von der „Kioskbesitzerin“ serviert. Der Kiosk sind ein paar Holzpfeiler über die eine Plane geworfen ist und worunter Süßigkeiten, Snacks und Getränke verkauft werden. Die Kioskbesitzerin ist während der Unterrichtsstunden übrigens Lehrerin der 4. Klasse.

Ein Fest feiern

Der Englischunterricht, den wir in unseren eigenen vier Wänden anbieten neigt sich dem Ende zu.

Die letzten Wochen und Monate haben wir gemeinsam mit den Kindern die Geschichte „You Are Special“ von Max Lucado bearbeitet, gelernt, gezeichnet, gemalt, gesungen, getanzt und was weiß ich nicht noch alles. Nun aber, da wir das Ende der Geschichte erreicht haben und die Kinder bis zu Letzt Woche für Woche von uns gehört haben, dass sie einmalig sind, beschlossen wir diesen Lernblock mit einem grandiosen, ja famosen Fest ab. Da dies gleichzeitig auch so etwas wie der Abschluss unseres Englischunterrichts bei uns zu Hause war, mussten wir ja was großartiges auf die Beine stellen.

Als wir dann endlich um 15 Uhr die Pforten öffneten, strömten an die 40 Kinder herein. Einige warteten bereits seit 6 Stunden vor unserer Tür. Womöglich müssen wir demnächst für solche Veranstaltungen Zelte vor unserem Haus aufbauen, falls die ersten schon einen Tag vorher kommen. Ne, leider ist das eher ein Zeugnis, dass viele der Kinder nicht wissen, was sie mit ihrer freien Zeit anfangen sollen, da Spielmöglichkeiten, wie Spielzeug oder Spielplätze nicht vorhanden sind.

Als dann endlich Ruhe eingekehrt war, begann das Spektakel. Zusammen wurde gesungen, gelesen, mit Fingerfarben die Einzigartigkeit der Kinder in einem Handabdruck festgehalten, probiert Äpfel in einem Eimer Wasser zu essen und versucht Luftballons platzen zu lassen und gleichzeitig den eigenen zu beschützen. Auch der Klassiker, eine Tafel Schokolade (auf Grund der Temperaturen durch Waffelschokolade ersetzt) mit Mütze, Schal und Handschuhe zu verzehren, brachte eine Menge spaß. Mit einem gemeinsamen Essen rundeten wir dann eine wirklich tolle Feier ab.

Nach 7 1/2 Monaten Unterricht lässt sich schönerweise feststellen, dass die Kinder echt gute Fortschritte im Englischen gemacht haben. Darüber hinaus, habe ich aber auch den Eindruck, dass viele der Kinder, auch wenn ihnen das häufig sonst niemand vermittelt, begriffen haben, dass sie besonders und einzigartig sind!You Are Special

Der erste Regen…

…heißt für die Reisbauern, dass der Reisanbau kurz bevorsteht und damit die „Arbeitssaison“ wieder beginnt. Für die Kinder hingegen bedeutet es in erster Linie einfach Spaß zu haben, zu plantschen und rumzumatschen. Wenn man über 4 Monate auf Regen warten muss, kann man gut nachvollziehen, was es bedeutet, wenn der Himmel auf einmal wieder seine Pforten öffnet und alles im Nu unter Wasser steht.

Platzprobleme?

Kein Thema!

Dass hierzulande in einem gewöhnlichen Kombi mit 5 Sitzplätzen durchaus mehr Leute als in Deutschland üblich mitfahren, hatte ich schon mitbekommen. Diese Woche kamen Marc und ich auch in das Vergnügen bei diesem Spektakel mittendrin zu sein. Sich zu 7. in das Auto zu quetschen war gar nicht so problematisch. Als dann auch noch der 8. Beifahrer zustieg, rückte der Fahrer kurzerhand auf die Mittelkonsole samt Handbremse und steuerte von dort aus den Wagen einwandfrei zurück nach Hause.